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Tagebuch / Blog

Freitag, den 03 Oktober 2008



Jan B., den ich zuerst unter seinem Pseudonym KERMIT kennen gelernt habe, ist ein weiterer Allround-Artist, der seinen Lebensunterhalt mit dem bearbeiten von Videos, erstellen von 3D Grafiken und Webseiten und ca. 500 anderen Aufgabenbereichen verdient.
Ein Blick auf die Seite von CAUTION http://www.caution.de/
vermittelt einen Eindruck über die Projekte, an denen er mitarbeitet.
Dazu kommt, dass er auch noch ein schrecklich netter Mensch ist!

Wenn Ihr nun frustriert darüber seid, wie man so viele Dinge so gut kann und auch noch seinen Lebensunterhalt damit verdient, steht Ihr nicht alleine da (und vermutlich gleich hinter mir in der Schlange der Leute, die auch etwas davon abhaben wollen?).

Nachdem ich so oft um Informationen über einen möglichen Einstieg in den Grafikbereich angefragt wurde, dachte ich mir, ich frage einfach mal alle Grafiker, Bildhauer, Filmemacher und Künstler, die ich kenne und veröffentliche diese Interviews regelmäßig hier auf der Seite.

Das Interview mit Jan ist das zweite seiner Art, und wird, wie schon das vorhergehende mit dem unvergleichlichen Ingo Mesche gut 3 Tage stehen bleiben, damit Ihr Gelegenheit habt Freunde und Bekannte, die sich für den Bereich interessieren darauf aufmerkasam zu machen. Danach findet es sich weiterhin im Archivbereich.

Und nun Vorhang auf für Jan Braun:


Darf ich Dich kurz um Deinen beruflichen Werdegang und einige persönliche Eckdaten bitten?

Ich bin Jahrgang 84 und hab bis zur 13. Klasse das Gymnasium besucht. Schon da hab ich an vielen Film- und Videoprojekten, sowie an einigen Webseiten mitgearbeitet. Vor dem Abi hab ich mich dann aber gedrückt, da ich absolut kein Schultyp bin. Ich lerne eher durch praktische Arbeit.

Das ist auch der Grund warum ich mich dann direkt nach der Schule für eine Ausbildung als Mediengestalter Bild und Ton entschiedenen habe. Diese 3 Jährige Ausbildung hab ich bei der Filmproduktion caution! hier in Aachen gemacht, wo ich dann auch geblieben bin und nun schon seit 2 Jahren als Angestellter arbeite.

Neben der Arbeit fahre ich gerne Rad und schaue Filme aus meiner DVD Sammlung. Außerdem bin ich gerade dabei ein CMS für Webseiten zu schreiben (Frogsystem XL), das eine Neuauflage eines CMS ist, dass ich vor ein par Jahren geschrieben habe.
Das neue CMS ist schon im Testeinsatz auf der Seite worldofrisen.de, die zum Forenverbund der World of Players gehört, den ich mit gegründet habe und in dem ich mich immer noch gerne rumtreibe und auch technische mit betreue.

1) Die obligatorische Frage zuerst: Womit arbeitest Du? Welche Hard und Software?

Die meiste Zeit sitze ich an meinem Rechner, einem Mac G5, und programmiere Webseiten, oder bearbeite Videos oder Grafiken.

Ich programmiere am liebsten in einem kleinen Freeware Programm namens TextWrangler.
Video- und Grafikbearbeitung findet mit After Effects und Photoshop statt. Außerdem benutze ich auch noch Cinema 4D, wenn es mal in die dritte Dimension gehen soll, oder Flash wenn ein wenig Dynamik in Webseiten erforderlich ist.
All diese Programm finden sich ebenfalls auf meinem Laptop wieder, den ich eigentlich immer dabei hab. So kann ich auch mal zu Hause weiter programmieren oder ein par neue Sachen ausprobieren. Man will ja schließlich immer was neues lernen.
Der zweite Teil meiner Arbeit findet dann Unterwegs oder im Studio statt.
http://www.caution.de/
Wir produzieren das meiste Material, das wir verwenden, selber und so bin ich dann manchmal an der Kamera, oder beim Aushelfen auf Drehs anzutreffen. Da wir auch viel Werbung machen hat man dann mit Autos, Aquarien, Parfumflaschen und so weiter zu tun.
Und ob man glaub oder nicht, im Moment baue ich sogar mit Plastikbausteinen lustige Figuren :D. Ich hab also immer genug Abwechslung.


2) Was würdest Du jemanden empfehlen in sein Portfolio zu packen wenn er sich für einen Job wie Deinen bewerben möchte?

Am besten all die Dinge, die man schon gemacht hat. Je einfallsreicher und vielfältiger, desto besser. Dabei sollte die Aufmachung aber auch beachtet werden. Einen Haufen Blätter auf denen ellenlange Texte, Referenzen und Schulzeugnisse stehen, ließt hier bei uns im Büro eigentlich keiner. Aber eine gut gemachte CD oder DVD, auf der man die Sachen wirklich sieht, kommt immer sehr gut an.



http://stuff.frogspawn.de/videos/nissan.htm

3) Die meisten Grafiker, die ich kenne, sind mit dem einen oder anderen Kunden schon einmal auf den Bauch gefallen.
Meiner Erfahrung nach liegt es oft daran, dass der Kunde seine Vorstellungen nicht klar formulieren kann- was dann zu vielen Revisionen führt.
Was meinst Du- welche Möglichkeiten haben Kunden, Ihre Vorstellungen besser zu vermitteln?


Das kann ich schwer sagen. Bei uns ist es nämlich oft so, dass wir dem Kunden selber Vorschläge machen, wie sein Projekt gut ankommt. Wir machen hier auch eine Menge Agenturarbeit, die normalerweise nicht in den Bereich einer Filmproduktion fällt. So kommen die meisten Kunden zu uns und haben nur eine ganz grobe Vorstellung davon, was sie eigentlich haben wollen und wir arbeiten dann das Konzept aus und setzen es dann auch gleich um. Das kommt bei unseren Kunden auch immer gut an.
Aber ich denke generell ist es immer gut, wenn man etwas neues plant, sich vorher umzusehen, ob es etwas Ähnliches schon einmal gab, oder einzelne Elemente irgendwo schon vorhanden sind. So kommen ab und zu Kunden an und haben ein par DVDs dabei, oder Links zu Filmen im Web, die anschaulich zeigen, was sie sich vorstellen.
Das hilft immer ungemein, wenn man so etwas als Orientierung hat.

4) Lieber angestellt- oder lieber freiberuflich arbeiten- worin siehst Du die Vor und Nachteile?

Als Freiberufler konnte ich noch keine Erfahrungen machen. Aber ich denke es kommt das immer ganz auf die Auftragslage an. Ich kenne es nun von unserer Firma, dass die Jobs nie gleichmäßig verteilt übers Jahr rein kommen, sondern meist geknubbelt in ein par Monate gepackt.

Meist ist gegen Ende des Jahres die Hölle los, wenn alle Firmen noch ihr letztes Werbebudget für dieses Jahr ausgeben müssen.

So ist es auch jetzt im Moment wieder. Ich sitze an 5-6 Projekten gleichzeitig, die alle diesen oder nächsten Monat fertig werden wollen. Dafür hat man dann anfangs oder in der Mitte des Jahren mal einen Monat fast nix zu tun. Ich kann mir gut vorstellen, dass man dann als Freiberufler kleine Durststrecken hinter sich bringen muss.


5) Neben der Grafik bis Du auch noch ein bemerkenswert guter Programmierer.
Kommen sich beide Talente da nicht manchmal in die Quere?


Eher im Gegenteil. Manchmal wünschte ich mir ich wäre ein wenig kreativer, was die Grafik anbelangt. Dann hätte ich es leichter, wenn ich mal einen Adminbereich, oder ein paar Grafiken für eine Webseite gestalten muss.
Auch in Flash kann es nie schaden, wenn man beides kann. Dieses Programm verschmilzt beides ja quasi zu einem Werkstück.
Auf der anderen Seite ist es nie verkehrt in Grafikprogrammen ein wenig Programmieren zu können. So hat man es oftmals einfacher langwierige Programmabläufe durch kleine Scripte, die die meisten Programme irgendwo unterstützen, zu beschleunigen. In After Effects ist es z.B. ab und an sehr hilfreich, wenn man sich Expressions schreiben kann, ohne erstmal irgendwelche Büchern zu wälzen.



http://stuff.frogspawn.de/videos/nissan.htm

6) Ich habe manchmal den Eindruck, dass das Privatleben in unserem Job ein wenig zu kurz kommt. Siehst Du eine Chance jemals mehr als 2 Wochen Urlaub im Jahr zu machen?

Richtigen Urlaub hab ich seit dem ich aus der Schule bin nicht mehr gemacht. Aber ich vermisse ihn eigentlich nicht. Ich hab ja den Vorteil durch die Arbeit ein wenig rum zu kommen. Letztes Jahr waren wir z.B. eine Woche lang in Cannes auf einer Segeljacht und haben dort gefilmt. Und auch dieses Jahr ist wieder ein Trip in der Planung, um ein wenig Materials fürs Archiv zu drehen. Für mich sind solche Reisen ein guter Ersatz für Urlaub. Dort kann man was erleben und hat Spaß.

Dazu kommen ja dann auch noch die Zeiten, wenn keine großen Jobs anstehen und man Zeit für die eigenen Projekte hat.


7) Filmgeschäft oder Gamesbranche- was wäre Deiner Meinung nach der sicherere Arbeitsplatz?

Auch hier hab ich erst in einer Branche Erfahrungen sammeln können. Auch wenn ich mir schon immer wünsche mal mit der Gamesbranche zusammen arbeiten zu können. Leider hat sich da noch keine Möglichkeit zu einer Kooperation ergeben.

Von der Filmbranche kann ich sagen, dass es vorteilhaft ist, wenn man sich einen Kreis von Stammkundschaft aufbaut, durch die man immer mal wieder mit Aufträgen versorgt wird. In meinem Bereich sind das ja auch meistens eher kleinere Projekte, die man im Zeitraum von einer Woche bis 6 Monaten abschließen kann. So hat man immer einen Überblick und kann auch gut voraus schauen was kommt.
Aber ich glaub in beiden Bereichen gilt: Je besser du bist, desto sicherer sind dir deine Jobs :)

Vielen Dank für die Zeit, die Du Dir für die Fragen genommen hast! (Und nicht nur dafür: Comixfactory wurde von Kermit programmiert- und dafür schulde ich ihm noch immer mindestens ein Abendessen? )

 

Kommentare

gepostet um 22:46 Uhr Freitag, den 03 Oktober 2008
gepostet von nysosym

Auch von mir, danke für das Interview, was mich aber noch interessieren würde. Wie schätzt du die Zukunft von Flash ein und wie ist es von 3. Firmen direkt abhängig zu sein. z.B. Adobe oder Apple, auf deren Software du offensichtlich angewiesen bist. Wird das in Zukunft so bleiben, oder bilden sich für dich/euch auf anderen Seiten Alternativen, wenn nein, würdet ihr euch das wünschen?

Zu guter letzt, wieso hast du dir den Namen Kermit gegeben?

Ich sag schon mal danke für die Antworten! :)

 

gepostet um 12:57 Uhr Samstag, den 04 Oktober 2008
gepostet von Kermit

Ich glaube Flash hat eine große Zukunft. Ich seh es ja selber, dass immer mehr große Firmen auf Flashwebseiten setzen, weil damit viel mehr Dynamik zu realisieren ist.

Ich versteh nicht ganz was du mit Abhängigkeit von dritt Firmen meinst. Wir haben uns hier für die Software entschieden, die uns am besten gefällt und mit der wir am besten zurecht kommen. Da ist aber keine Abhängigkeit vorhanden.

Den Nickname Kermit hab ich schon ewig lange. Der stammt noch aus Zeiten, wo ich früher in der Schule mit Freunden in kleiner Runde Spiele im Netzwerk gespielt hab. Da musste natürlich jeder einen Nick haben. Und da ich nie auf solche Killernamen stand, die die meisten wählen, aber Muppets toll finde, hab ich eben Kermit genommen.

 

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