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Tagebuch / Blog

Dienstag, den 26 Februar 2013


So, etwas über eine Woche nun habe ich ein Rudergerät daheim.
Da ich als Zeichner zu viel im Sitzen arbeite, nehme ich dementsprechend zu, denn für richtig organisierten Sport mit anderen fehlt mir manchmal die Zeit.
Da mein Job als AD mir manchmal etwas stressig vorkommt, habe ich seit einiger Zeit ein wenig Probleme einzuschlafen. Da ich mir dachte, das das ein recht eindeutiges Zeichen für mangelnden Ausgleich ist, schwinge ich mich nun also jeden Tag recht spontan auf das Gerät und rudere über den Tag meine 30-45 Minuten. Dabei kann ich die Nachrichten sehen oder einfach nur dem Gluckern des Wassers, das ich bewege, zuhören.

Und siehe da- ich schlafe viel besser- und bin generell weniger Stress anfällig.

Es erscheint mir, dass bei den gelegentlichen Diskussionen über die Arbeit daheim, die ich in den Medien lese, dieser physische Ausgleich oft gar nicht erwähnt wird.
Dabei erscheint mir da nun ein so wichtiger Teil des Tagesablaufs...

Übrigens habe ich zum Thema Games, Comics und der Arbeit an beidem in den letzten Tagen ein längeres Interview geführt- und wen es interessiert:

Hier ist die erste Rutsche an Fragen und Antworten.
Ein dickes Dankeschön an dieser Stelle an Aliona, die diese Fragen alle aus dem russischen übersetzt hat- damit ich sie lesen kann- und die Antworten alle ins Russischen übersetzt hat, damit auch andere sie lesen können:

Piranha Bytes:

1. Stehst Du noch in Kontakt mit Deinen ehemaligen Kollegen von Piranha Bytes?
Könnt ihr euch noch auf einander verlassen? Helft ihr einander, z.B. bei der Suche nach einem neuen Job? Oder mit einem Rat?
Also, gibt es noch eine Art berufliches und menschlich-soziales Gemeinschaftsgefühl zwischen noch bei PB arbeitenden Piranhas und Ex-Piranhas?

Mit den jetzigen PBs habe ich leider nur noch Kontakt, wenn wir uns auf Fachveranstaltungen über den Weg laufen. Aber Mit Tom, Stefan und Kai habe ich privat noch sehr viel zu tun. Erst gestern war ich mit Stefan essen?
Erst kürzlich, zu Alex Beerdigung, hatten wie einander, um uns Trost zu spenden- und das war sehr schön.



2. Wenn man Dich seitens PB heute zur Arbeit an einem neuen PB-Projekt einladen würde, würdest Du Dich eher dazu bereit erklären oder würdest Du diese Einladung auf jeden Fall ablehnen?

Ich würde sicher abwägen müssen, ob ich die Zeit dazu finde. Aber ich mag die Gotic-Welt noch immer, und wäre sehr versucht, etwas dazu beizutragen.


3. Wäre es realistisch gesehen vorstellbar, dass alle Piranhas, die das Studio im Laufe der Zeit aus den unterschiedlichsten Gründen schon verlassen haben, noch einmal miteinander kooperieren und ein Traum-Spiel für die Gothic-Fans der ersten Stunde entwickeln? ;-)

Das ist leider nicht realistisch. Ein wichtiges Ingidient (Alex) ist tragischerweise nicht mehr verfügbar- und alle anderen sind natürlich bis über die Ohren in anderen Firmen engagiert.
Das Leben geht halt weiter- und es gibt keine Mäzene, die sich Traumteams aussuchen und Projekte realisieren, die sie selber gerne
spielen würden.

Game-Industrie:

1. Wie stark hat sich die Game-Industrie seit den Zeiten des ersten Gothics verändert? Welche Veränderungen findest Du negativ und welche positiv?

Meiner Erfahrung nach ist alles viel professioneller geworden. Aber noch immer springen Projekte gerne mal von den Gleisen, und auch die durchschnittliche Lebenszeit der Spielefirmen (zischen 3-6 Jahren) ist leider immer noch recht kurz. Wenn man keinen Konzern im Rücken hat, der Projekte finanziell ausstatten kann, trägt das oft Zwist in die Teams, da einen Enthusiasmus für ein Projekt nicht alleine ernährt.

2. Gibt es einen sicheren Schlüssel zum hundertprozentigen Erfolg eines Spieles?
Wie kann man endlich das beste RPG aller Zeiten entwickeln? :-D

Das Gemeine ist, dass sich die Technik nach wie vor rasend schnell weiterentwickelt- und jedes Spiel, dass eine Entwicklungszeit von 3 Jahren oder mehr benötigt, eigentlich schon veraltet ist, wenn es auf den Markt kommt. Erzälerisch und Spieltechnisch muss man sich also von technischen Gegebenheiten frei machen.
Hinzu kommt, dass wir eine so weit gefächerte Genrelandschaft haben, dass man kaum das RPG machen kann, das wirklich allen gefällt. Schließlich wird jedem Geschmack schon ganz schön was angeboten. Ob Science Fiction, Fantasy, Horror oder Echtwelt-Hintergrund.

Ich glaube daher nicht, das das perfekte RPG überhaupt möglich ist. Aber man kann ja immer hoffen. Und das motiviert.


3. Was denkst Du über das neueste Witcher-Spiel - The Witcher 3: Wild Hunt vom polnischen Studio CD Project RED?

http://www.gameinformer.com/b/features/archive/2013/02/08/designing-the-witcher-3-wild-hunt.aspx

Interessant, weil ich darüber las- aber da ich es noch nicht gespielt habe, habe ich noch keine Meinung dazu.


Es erinnert uns ein wenig an eure grandiosen Pläne zu Gothic 3, die dann nur teilweise und mit vielen Problemen für euch und die Spieler realisiert wurden.
Welche Schwierigkeiten erwarten die Jungs von CDP auf diesem Wege?

Das Geld darf nur nicht knapp werden. Und natürlich hilft es, im Zweifelsfall am ursprünglichen Plan festzuhalten.

4. Früher waren die Piranhas für ihre maximal-möglichste Community-Nähe und -Offenheit bekannt. Inzwischen haben sie sich allerdings maximal von ihrer Community entfernt.
Es hat den Anschein, als ob sie ihre treue Fan-Base überhaupt nicht mehr im Auge haben und haben wollen.
Wo liegt, Deiner Meinung nach, das Problem? Hängt so etwas vom Publisher oder vom Entwickler ab?

Nee- die Betreuung der Fans hing bei PB immer vom persönlichen Engagement einzelner Mitarbeiter ab. Es war schon immer eine Charaktersache (Kai hatte da eine ganz wunderbare Phase gehabt- und auch mir hat es sehr viel Spaß gemacht)- und nie Teil der Firmenpolitik.
Wenn gerade niemand die Zeit oder Muße hat, sich im Fanbereich zu engagieren, so lässt das nur darauf schließen, dass sich da niemand gerade zeitmäßig engagieren kann oder mag.


5. Inwieweit sind Entwickler von ihrer Community abhängig und inwieweit müssen sie sich genötigt fühlen, deren Wünsche im Auge zu behalten? Müssen sie die meisten Wünsche ihrer Fans erfüllen, um ihre potenziellen Käufer zufrieden zu stellen? Oder ist es besser, bis zum letzten noch vorhandenen Käufer zu experimentieren, um eigene schöpferische Ambitionen zu realisieren? Oder gar um eine neue Käufer-Schicht zu gewinnen, da die alte sowieso einfach nur aus ?Betonköpfen? besteht? ;-)

Ich fürchte, hier gilt das klassische kaufmännische Kalkül: Solange sich die Investition in ein Studio für den Publisher rentiert und das Spiel einen Gewinn abwirft, solange wird noch ein Nachfolger produziert. Die Community ist nicht unwichtig- auch auf Seiten des Publishers, der sich um die PR kümmert- und eine treue Fangemeinde hilft, ein vernünftiges Budget für ein Spiel zusammen zu bekommen.

Auf Innovation darf man aber dann nicht hoffen- denn Fangemeinden haben oft den Wunsch, bei einer Fortsetzung das selbe- aber anders- präsentiert zu bekommen.


Spiele als Hobby:

1. Welche bekannten Spiele hast Du in der letzten Zeit durchgespielt und welche von ihnen haben Dir am meisten gefallen? In erster Linie RPGs?
Was spielst Du momentan?

Nin o Kuni- und ich liebe es! Und Assassins Creed 3. Beides frisst mehr Zeit als ich eigentlich in sie investieren möchte.

2. Interessierst Du Dich eigentlich für Fan-Modifikationen? Oder ist Dir das weitere Schicksal der PB-Spiele völlig egal?
Wenn nicht, was hälst Du von Großprojekten wie dem G3-Questpaket, der Content Mod oder dem sich noch in Entwicklung befindenden Community Story Project?

http://page.g3csp.bplaced.de/
http://www.worldofgothic.de/news_1147.htm
http://www.worldofgothic.de/dl/download_429.htm

Ich beobachte die Mods am Rande- spiele aber so gut wie nie welche. Ist ein Spiel einmal abgeschlossen, kehre ich zum Zeitvertreib, und wenn es auch nur zum Spielen von Mods, so gut wie nie zurück. Schließlich hat das Projekt schon die letzten Jahre verschlungen- und ich persönlich brennen dann darauf, mich neuem zuwenden zu können. Jedoch unterstütze ich Modeer wo immer ich kann, denn ich finde die Mod-Szene verlängert die Lebenszeit von Spielen ungemein. Und bei Spielen, die ich nicht selbst mitentwickelt habe, besorge ich mir ja auch den einen oder anderen Mod? ;-)

3. Wann hast Du das letzte Mal Gothic erneut durchgespielt? Welche Emotionen hast Du dabei durchlebt?
Oder zieht es Dich niemals zu diesem Meisterwerk zurück?

Gothic 1 liegt schon gut 8 Jahre für mich zurück. Es war ein wenig wie alte Urlaubsfotos sehen: Viele schöne Erinnerungen und Plätze und Personen, die man noch immer mag.




 

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