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Tagebuch / Blog

Donnerstag, den 10 April 2014


Miguel Edgardo Riveros Silva, ein wirklich hoch geschätzter und überaus talentierter Zeichner-Kollege fragte vor einigen Tagen, warum Comiczeichner in Deutschland eigentlich Comics zeichnen?

Die Frage ist tatsächlich sehr interessant, denn viele Zeichner müssen sich, um über die Runden zu kommen, über andere Arbeiten finanzieren.
Was dann an Zeit in die eigenen Comics fließt, ist also immer eine echte Leidenschaft für das Medium und selten geschäftliches Kalkül.

Erste Antworten auf diese Frage finden sich hier:

http://www.diaus.de/blog/2014/04/10/comiczeichner-gefragt-teil-1/

Das gelesen, habe ich versucht, meine eigene Begründung in Worte zu fassen. Es ist vermutlich das erste Mal, dass ich auch für mich selbst formuliere:

Ich zeichne Comics, weil ich die Geschichten, die ich selbst gerne mal realisiert sehen möchte, sonst nie zu lesen bekommen würde. Comics stimmen mich immer dann euphorisch, wenn sie Geschichten erzählen, die sich in keinem anderen Medium eleganter umsetzen lassen. Dieses Potential motiviert mich auch immer wieder aufs Neue, das nächste Blatt anzufangen. Es gibt noch so viel zu entdecken?


Oder, noch einfacher ausgedrückt: Es lässt mich so richtig gut fühlen.



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Samstag, den 13 März 2010


Corinna Fubel habe ich vor gut zwei Jahren kennengelernt.
Auf dem Comicsalon in Erlangen war sie mit einem kleinen Stand und mit ihrem Buchprojekt FUNO vertreten, und was man schon von weitem sehen konnte, waren 2 unglaublich schön ausgeführte, lebensgroße Skulpturen der Charaktere aus dem Buch.



Dann sah ich die Ausdrucke ihrer Illustrationen an der Wand hinter ihr und war hin und weg von diesem sehr offensichtlichen Multitalent.
Und so kamen wir über zwei Becher Kaffee ins Gespräch...
Dass sie obendrein auch noch ein angenehmer Gesprächspartner und ausnehmend klug und nett ist, führte dazu, dass ich mich bemühte, den Kontakt auch nach der Messe nicht abreißen zu lassen.

Jemand, der so tolle Dinge kann, den möchte man doch gerne mal näher kennenlernen!

Die signierte FUNO-Ausgabe, die ich bei unserem ersten Treffen ergattern konnte, steht immer noch neben meinem Zeichentisch im Regal, und wer einmal die Erfahrung machen konnte, ein selbst gestaltetes Buch im Eigenverlag herauszubringen und auch noch an den Mann bzw. an die Frau bringen zu müssen, weiß, daß man schon über einen starken Charakter verfügen muss, um nicht manchmal zu verzweifeln.



Corinnas Arbeiten zeigen mir, dass man sich in diesem harten Geschäft eine Lebensfreude und auch einen liebevollen Umgang mit den Themen bewahren kann, die mir bei den meisten Kinderbüchern fehlen.

Ihr Enthusiasmus für wirklich JEDES Projekt und ihr sensibler Umgang mit Farben und den verschiedenen Materialien nötigt mir den höchsten Respekt ab und bevor Ihr das Interview lest, möchte ich Euch erst einmal auf Corinnas Website schicken:

http://www.atelier-trickreich.de/AtelierTrickReich_htm/Funo.htm
und
http://www.atelier-trickreich.de/AtelierTrickReich_htm/Arbeiten.htm

Das Interview fand letzte Woche per Mailaustausch statt und an dieser Stelle noch einmal ein dickes Dankeschön an Corinna, die sich so viel Zeit dafür genommen hatte, die Fragen so ausführlich zu beantworten:



1) Ich erinnere mich noch sehr gut an den Moment, als ich Dich zum ersten Mal traf: Du hattest auf dem Comicsalon Erlangen 2008 einen Stand mit zwei sehr schönen Funo-Skulpturen als Deko und hast dort dein Buch vorgestellt und signiert.
Wie sah die Zusammenarbeit mit der Autorin Gabi Desch aus?


Eigentlich hatten wir bestimmt über ein halbes Jahr oder noch länger nur per Email Kontakt. Zu der Anfangszeit war ich ja noch im Studium und ich begann nebenher mich mit Funo und seinen Freunden zu beschäftigen. Gabi suchte ja an verschiedenen Hochschulen Berlins nach einem passenden Illustrator/in. Ein Freund aus Berlin, hat dann an mich denken müssen und die Mail weitergeleitet. So hat das dann angefangen. Meine Sachen gefielen ihr gleich. Ich schickte ihr dann weiterhin Entwürfe und sie äußerte sich, ob ich ihre Vorstellung der Charakter getroffen hatte. Ursprünglich illustrierte ich erst ein paar wenige Bilder zu Funo. Mit dem Text und den Bildern hatte sich Gabi dann bei verschiedenen Verlagen beworben. Und meist passten wir nicht ins Verlagsbild oder wir bekamen Angebote von so Abzocker-Verlagen mit Klauseln drin, das glaubt man nicht. Oje..... da hat man einiges erlebt. Letztendlich haben wir es einfach selbst verlegt, da wir ja schon viel Arbeit investiert hatten und uns gut verstanden.



2) Was würdest du Nachwuchskünstlern und Kollegen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ihre Bücher ebenfalls selbst zu erstellen und zu verlegen?


Mh... viel Geduld, Hartnäckigkeit und einen Teamkollegen mit dem man sich gut versteht und dem man vertraut!

3) Das Musikvideo zu Funo (link) sieht sehr professionell aus. Ich vermute, du hast neben den Illus auch die Animationen erstellt. Darf ich fragen mit welchen Programmen du dabei gearbeitet hast- und wie war die Arbeitsweise dafür (gab es ein Storyboard oder hast du die Szenen anhand der beiden Bücher etwas freier angelegt?)

Die Animationen entstanden auf ganz verschiedene Weise. Mopsi (das Wildschweinkind) hab ich zum Beispiel in Flash animiert. Die Animationsart entspricht für mich eher dem Legetrick. Das springende Eichhörnchen Iffel hab ich direkt im Programm DigiCel Flipbook am Computer gezeichnet und dann in Photoshop koloriert. Und die Schlussszene, da hab ich von Hand grob gezeichnet, gescannt und in Photoshop nachbearbeitet.
Eigentlich ist mein großer Plan eine kleine Funo-Geschichte zu animieren. Dafür hat Gabi mir schon eine süße Geschichte geschrieben und ich hab schon ein Storyboard erstellt. Leider geht es mir damit so wie Dir mit deiner Graphic Novel. Aber das kommt schon noch.



4) Ich finde die Bandbreite, die du mit künstlerischen Techniken abdeckst unglaublich groß- und du arbeitest in all den Disziplinen auf einem sehr hohen Niveau. Gäbe es einen Bereich, in dem du ausschließlich arbeiten würdest wenn du könntest?

Oh vielen Dank! Das ehrt mich sehr, wenn Du das sagst!
Eigentlich nicht. Ich finde es gerade toll zwischen den Gebieten zu wechseln. Das bringt viel Abwechslung und auch immer wieder einen Ausgleich. Als ich mich erst kürzlich länger mit Papiermechaniken beschäftigt habe, war ich anschließend auch wieder froh Schere und Kleber ne Weile nicht zu sehen.
Und für mich baut sich eines auf das andere auf und beeinflusst sich gegenseitig, bringt so immer wieder neue Sichtweisen auf die Dinge.

5) Du bist vom 18.-21. März 2010 wieder auf der Leipziger Buchmesse.
Darf ich fragen, wie ich mir die Tage auf der Messe vorstellen darf?


Auf der Messe sind immer unfassbar viele Besucher und ich signiert, zeichne und rede den ganzen Tag. Es ist unglaublich schön die Reaktionen der Kinder und Eltern und Großeltern persönlich zu erfahren. Das ist echt etwas weshalb sich der Stress lohnt und was einen unglaublichen Motivationsschub gibt. Oft sitzt man ja in seinem Kämmerchen und zeichnet und macht das liebe lange Jahr vor sich hin. Aber wenn man dann so strahlende begeisterte Kinderaugen sieht weiß man wieder wofür!
Übrigens gibt es dieses Jahr im Jugendkulturzentrum O.S.K.A.R. auch eine Ausstellung von meinen Illustrationsarbeiten, hauptsächlich zu Funo. ;-)

6) Ich bewundere oft dein Gefühl für Farben und frage mich, wie du in Photoshop arbeitest um diesen wunderbar aquarellfarbenen Eindruck hinzubekommen.
Kannst Du ein bisschen über deine Arbeitsweise bei Illustrationen erzählen?


Die Bleistiftzeichnung ist die Grundlage. Dann beginne ich meist einen groben Farbentwurf anzulegen, den ich Schicht für Schicht immer konkreter und kontrastreicher werden lasse. So kann man von Anfang an die Farbkomposition abstimmen. Hauptsächlich arbeite ich dabei mit einer geringen Deckkraft des Pinsels. Bei Funo kommt der Aquarelleffekt auch besonders durch das Auslaufen der Farben am Rand. Was eigentlich ein weißer Rahmen ist der zum durchscheinenden nach innen ausläuft.
Naja, viele Wege führen nach Rom. Denke jeder sollte da seinen eigenen Weg finden. Und auch immer wieder neue entdecken!



7) Mir fällt es manchmal nicht ganz leicht, mit all den Begleiterscheinungen des freiberuflichen Arbeitens klarzukommen.
Ergeht es dir ähnlich- und was würdest du jemandem empfehlen, der ebenfalls anstrebt, diese Richtung einzuschlagen?


Also klar bringt das Umstände mit sich, die nicht so angenehm sind. Allerdings hab ich das Gefühl ich hatte gar keine andere Wahl, als irgendwie in diese Richtung zu gehen. Also letztendlich macht die Arbeit einen großen Teil vom Leben aus und ich finde man lebt ?wahrscheinlich? nur einmal.
Und neben den vielen Unannehmlichkeiten kann man ja nicht bestreiten, dass es auch echt ein toller Job ist. Man muss es halt wollen... und sparsam leben können!
Heute wird man ja eh schon genug gezwungen sich das gut zu überlegen. Alleine die schwierigen Aufnahmebedingungen an einer Kunsthochschule sind eine Prüfung. Bei meiner ersten Bewerbungsrunde im Designbereich, sprang kein Studienplatz raus. Das war schon echt hart. Trotzdem entschied ich mich nicht was anderes zu lernen. Jetzt hab ich den Salat! ;-)

Danke für das Interview!

FUNO Band 1 und 2
kann man übrigens hier bestellen:

www.funo-freunde.de

Es gibt sie zwar auch über Amazon.de zu bestellen- aber wenn Ihr Corinna direkt unterstützen möchtet, so ist das sicherlich der beste Weg.





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Mittwoch, den 03 Juni 2009



Hier habe ich wieder ein paar Fragen/Antworten, die über das Russische Risen-Forum reinkamen. Es geht wieder einmal um Games-Produktion- und um Spielzeug...

Mr Garret:
Ich erinnere mich immer wieder an Max Payne und frage mich, warum diese erfolgreiche Erfahrung mit der Mischung eines Spieles, und zwar Shooter, mit einem Comic nicht mehr in anderen Spielen benutzt wird? Die allgemeine Zeit der Cut-Szenen mit der Vertonung, die eigentlich Comic-ähnlich waren, dauerte etwa anderthalb Stunden lang, was für einen Shooter gar nicht so wenig ist. Nachdem Spiel konnte man sich diese Szenen wie einen Film anschauen.
Ralf, was denkst Du darüber und ist diese Art und Weise deiner Meinung nach in einem Spiel produktiv?

Ich fand die Lösung, wie sie Max Payne zu sehen war exzellent.
Als Spieler finde ich Cutscenes, egal in welcher Form, eigentlich eine recht unelegante Lösung um nötige Informationen zu vermitteln, fürchte aber, dass wir noch sehr lange mit ihnen leben müssen.
Der Idealfall wäre, alle für den Spieler wichtigen Infos innerhalb des Spiel zu vermitteln- ohne, dass man die Interaktivität einschränkt, und ich vermute, auf kurz oder lang trennen sich die Spielestudios von den klassischen Vorgerenderten Szenen und schwenken auf Szeneneditoren um, die es ermöglichen, die Cutscenes innerhalb der Engine ablaufen zu lassen (Assassins Creed ist hierbei ein gutes Beispiel, bei dem man in der Cutscene durch viele der Szenen laufen kann).
Das bringt mich zu der Frage, wie nahe am filmischen Erzählen Spiele überhaupt dran bleiben müssen?
Ich glaube, hier wird noch eine Menge Freiheit verschenkt?


sveta:
Lieber Ralf! Du erstellst manchmal die Entwürfe für Spielzeuge. Ich habe Kinder, von daher interessiere ich mich sehr für diese Richtung Deiner schöpferischen Arbeit.
- Macht es Dir wirklich Spaß die Spielzeuge für kleine Kinder zu erfinden?
- Wie findest Du eigentlich eine frische Idee für deine Entwürfe?
- Gibt es schon einige fertige Spielzeuge, die nach Deinen Entwürfen erstellt wurden?
- Falls ? ja, kann man sie irgendwo kaufen oder zumindest anschauen?
Vielen Dank im Voraus für Deine Antworten.

1) Oh ja! Spielzeug zu entwickeln schafft mir die Möglichkeit, mit meinem 4-6 jährigen Selbst wieder in Kontakt zu treten, das immer noch tief in mir schlummert und nie ganz verschwunden ist.
Dabei erlebe ich die Designs, wie sie ein sehr junger Ralf sehen würde- und kann mich besser in Kinder hineinversetzen, was ein wirklich toller Teil des Jobs ist!

2) Ich setze mich einfach mit einer Aufgabe (z.B. entwerfe einen Hasen der gerade gekitzelt wird) und lasse meine Phantasie schweifen und folge Assoziationen, die ich bei dem Gedanken habe. Es ist wirklich ganz einfach und die Ideen kommen ganz von alleine.
Ich denke allerdings auch nie darüber nach, woher Ideen kommen. Sie sind einfach da wie Äpfel, die man pflückt. Manche sind noch grün und ungenießbar, andere sind nur für Muß gut, einige Jedoch sind brauchbar- und die nehme ich dann mit.

3) Viele enstand für Games und ist als Werbematerial gedacht gewesen. Andere Sachen wiederum sind Auftragsarbeiten- so wie diese hier:
http://www.gehtsnoch.tv/deadsanta/ makaber- ganz sicher, aber ich hatte eine Menge Spaß mit den Designs?
Aber ich werde in den nächsten Wochen mal ein paar Fotos heraussuchen?



Impact:
Hi Ralf! Du hast an verschiedenen Spieleprojekten gearbeitet und hast verschiedene Teams während der Entwicklung eines Spieles beobachtet. Kannst Du irgendwie erklären, ob die Zahl der Mitglieder in einem Team für das Spiel wichtig ist und ob sie die Qualität des Spieles irgendwie beeinflussen kann? Piranha Bytes ist z.B. ein sehr kleines Team. Was stört es eigentlich, mehr Personen ins Team einzuladen? Vielleicht könnte man dann schneller arbeiten und dabei einige Fehler vermeiden?

Das Problem bei größeren Teams sind in der Regel die längeren Kommunikations- und Entscheidungswege. Mehr Leute wollen gefragt werden und man ist daher unflexibeler, wenn es darum geht, eine neue Idee auszuprobieren. Mehr Verwaltung benötigt man ebenfalls- und damit auch wieder mehr Leute, die sich darum kümmern.
Bei PB ist der Wunsch, klein zu bleiben, eine bewusste Entscheidung (soweit ich es nachvollziehen kann). Und bei der Arbeitsweise, die auch während der Produktion Richtungsänderungen zulässt, ohne, dass sie Millionen verschlingen, passt diese Überschaubare Anzahl an Mitarbeitern ganz hervorragend.

Was man auch gerne vergisst, ist die Tatsache, dass zwischen den Projekten Leute einfach mal nichts oder nur wenig zu tun haben. Und das wird dann sehr teuer, wenn das Team groß ist. Daher ist es recht wichtig, exakt die richtige Menge an Personal für ein Projekt zu halten.
In großen Teams verteilt sich auch die Verantwortung- was recht angenehm für den einzelnen ist, aber man verzettelt sich auch gerne und schiebt sich gegenseitig die Schuld zu bei Versäumnissen. In einem kleinen Team mit relativ hoher Eigenverantwortung der einzelnen Leute passiert das nicht so oft.

Mamutprojekte aber kann man nur mit sehr großen Teams stemmen- und ich finde, sie haben ebenfalls ihre Daseinsberechtigung, denn nur so bekommt man die 4-Gänge-Menü-Games, die jeder als etwas Besonderes empfindet.





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Mittwoch, den 07 Januar 2009




Der Winter hat uns fest im Griff und ich habe heute morgen versucht mit dem Zug ins Piranha Bytes Studio nach Essen zu kommen- bislang ohne Erfolg...
Über das World of Risen Forum erreichte mich gestern eine private Nachricht von einem sehr netten Jungen Mann, der einige Fragen zum Beruf des Illustrators stellte.
Das ist eigentlich etwas, das auch hier reinpasst- also habe ich, mit seiner Erlaubnis, die Fragen und meine Antworten einfach mal einkopiert:


...

Hallo, Ralf.
Ich habe im Forum nach einem beruflichen Illustrator gesucht,
und man hat mir gesagt, dass du da eventuell ein Ansprechpartner wärst.
...edit...
Also ersteinmal ganz allgemein:

1) Was macht so ein Illustrator eigentlich genau?

2) Was für Anforderungen sollte man mitbringen, um beruflicher Illustrator zu werden?

3) Wie sehen die Aufträge aus, die man heutzutage als Illustrator bearbeitet? (Bücher, Spiele,..?)

3) Wie kommst du an Aufträge, und wie gehst du einen Auftrag an?

4) Mir wurde gesagt, das Berufsbild Illustrator sei "am Aussterben". Siehst du das ähnlich? Wie kann man sich diese Entwicklung vielleicht erklären? (Gibt es Unterschiede zu damals und Heute?)

5) Und zu guter Letzt: Möchtest du noch etwas über deinen Beruf sagen?
...edit...

Und hier meine Antworten:

1) Je nachdem, wie vielseitig Du einsetzbar bist, kannst Du Deine Chancen erhöhen, von Deinen Zeichnungen oder Illus zu leben.
Ich selbst mache oft Entwürfe für Werbekampagnen in Form klassischer Marker-Zeichnungen, die ich dann, weil es schneller geht, heute fast nur noch am Computer mit Farbe und Grautönen weiterbearbeite.
Für Games sind die Entwürfe eher Bleistiftbasiert- und werden dann gescannt und meist in Photoshop übermalt, oder ich mache Montagen mit Foto und gemalten Elementen.
Bei Storyboards hilft es ebenfalls sehr schnell zu sein, da hier ein Grossteil der Zeichnungen oft verworfen wird.
Und bei Characterdesign bediene ich mich schlichtweg aller Mal und zeichentechniken, die ich kenne. Was immer funktioniert um eine Idee rüber zu bringen- das wird dann genommen.
Du musst in der Regel gut auf die Wünsche der Kunden eingehen können- denn sie wollen in 90% er Fälle IHRE Ideen visualisiert sehen- und nicht Deine.
Und Natürlich wissen, was Deine Arbeit wert ist und wie man im Plauederton den Preis aushandelt. Aber das lernt man leider nicht an der Uni sondern nur durch Trial and Error.


2)
Du solltest, sofern Du nicht angestellt bist (2/3 aller Grafiker, die ich kenne sind gezwungen als Freiberufler zu arbeiten- oft auch in anstellungsähnlichen verhältnissen) autonom arbeiten können. D.h. einen leistungsfähigen PC mit Zeichenbrett, Scanner, Drucker und allen nötigen Programmen besitzen und diese auch rekordverdächtig schnell bedienen können.
Mein Tip für´s Überleben ist, sich nicht auf einen Stil oder eine Designrichtung festzulegen. Gerade hier in Deutschland ist und die Tradition der kommerziellen Illustration ab 1933 abhanden gekommen und gute Jobs sind selten.
Es lohnt sich auch, darüber nachzudenken, sich von einer Agentur vertreten zu lassen und sich Organisationen und verbänden für Grafiker anzuschließen. Nicht wenige Kontakte, die zu Jobs führen können ergeben sich dadurch noch am ehesten wenn man von daheim aus arbeitet.


3)
Die meisten meiner Aufträge kommen durch Beziehungen und Kontakte über Kollegen und Geschäftspartner zustande. Neu- Aquisitionen mache ich manchmal auch- aber das ist oft sehr zeitraubend und mühsam und nicht immer mit Erfolg gekrönt. Gute Beziehungen sind überlebensnotwendig, und je mehr Leute Dich mögen und gerne mit Dir zusammenarbeiten, umso besser bekommst Du die Miete zusammen.
Diese Seite hier ist mittlerweile auch eine recht gute Referenz für mich geworden.
Allerdings habe ich die letzten 2 Jahre fast ausschließlich an Projekten gearbeitet, die ich bislang hier noch nicht einstellen kann, weil sie entweder noch nicht angekündigt oder veröffentlicht worden sind.

4)
Wie oben schon erwähnt, ist es in Deutschland schwieriger als in anderen Ländern. Frankreich und fast der komplette Englische Sprachraum hat ein anderes Verhältnis zur Illustration. Aber einschüchtern lassen darf man sich dadurch nicht.
Meist reicht es, einen ersten Job zu bekommen und sich dann weiter voran zu arbeiten und Kontakte zu pflegen.
Wenn Du allerdings am liebsten Monster on Muskelmänner zeichnest und vor 12 Uhr Mittags nur schwer aus dem bett kommst, wirst Du gezwungen sein, einen Nebenjob zu unterhalten um über die Runden zu kommen.
Ich möchte Dich aber auch noch auf den Archivbereich hier auf der Seite verweisen. Ich habe mit befreundeten Grafikern und Künstlern Interviews geführt, die ihre Arbeit im Alltag etwas ausleuchten und werde auch bald wieder neue einstellen.

5)
Ich mag meinen Job.
Jedoch ist er nur selten völlig frei von Limitierungen.
Meine Freundin muss sich zwar manchmal mein Gejammer anhören, wenn Kunden mich monatelang auf das Geld warten lassen, 3 Jobs auf einmal reinkommen und man keinen absagen kann, oder schlichtweg den mitlaufenden Papierkram wie Steuer und Buchhaltung einfach nicht mehr ertragen möchte.
Aber das geht dann auch wieder vorüber.
Wichtig ist, sich seinen eigenen Freiraum zu schaffen- damit man auch die eigenen Ideen manchmal verfolgen kann.
Aber das geht oft nur bei privaten Projekten.

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Dienstag, den 14 Oktober 2008




Jojo Krause habe ich kennengelernt als ich 1988 mit meinem Studium in Essen begann.
Es war recht schnell klar, dass wir einen ähnlich gelagerten Geschmack hatten, wenn es um Cartoon und Illustratoren ging- und so freundeten wir uns recht schnell an.
Er ist ein wunderbar angenehmer und zurückhaltender Mensch mit einem phantastischen Gespür für bescheuerte Situationen und einer Vorliebe für groteske Ideen.
Und ich fand immer, dass er ein großes Talent dafür hat, Cartoons zu schreiben und zu zeichnen.
Er hat vor kurzen ein hübsches Buch für E-On abgeliefert und eine eigene Website: http://www.jgfx.de

Dieses Interview ist Teil einer Serie und wird wie gewohnt 2-3 Tage hier auf der Hauptseite stehen bleiben, damit Ihr Gelegenheit habt, Freunde und Bekannte, die sich für den Bereich
interessieren, darauf zu verweisen. Danach findet es sich, wie die vorhergegangenen auch, im Archiv wieder.





Darf ich fragen, womit Du in der Regel arbeitest? (Pinsel, Rechner, Zeichenbrett, etc.)


Mein Arbeitsgerät ist ein chinesischer PC mit allem an Software, was ich brauche, meistens ist es aber Photoshop.
Dazu kommt ein Wacom-Graphiktablett ( danke, Christian ) und eine Canon EOS 400Digital.
Ich hätte NIE mit Photoshop anfangen sollen...das Programm ist großartig!
Allerdings ist der Zeichentisch neben dem Rechner genauso wichtig, denn das ist meistens die Grundlage meiner Illustrationen.
Daneben benutze ich aber auch Illustrator, Streamline, Painter und Flash.




Jojo, wir haben vor einer Ewigkeit zusammen an der Essener Uni studiert.
Da immer wieder die Frage gestellt wird, ob für einen Grafiker eine Ausbildung nötig ist:
Kannst Du heute Sachen anwenden von dem, was Du an Fächern hattest?


Der Zeichen-und Entwurfskurs war schon gut und wichtig, der Aktzeichenkurs ebenfalls.
Der Professor Paul Schüllner war neben Manfred Vogel der wichtigste Mann, um mir die Liebe zur Gestaltung nahe zu bringen,
weil man bei der sonstigen Werbegraphikschiene im Studium schnell mal die wichtigen Sachen aus dem Auge verliert.
Schließlich machen wie unseren Job nicht aus Zufall oder Langeweile !
Was mir allerdings fehlte, war die komplette Businessnummer, denn keiner hat einen darauf vorbereitet, wie man
mit Kunden, Druckereien oder Werbeagenturen fertig wird.




Du wendest bei Deinen Arbeiten eine Menge Stile an, die man hier bei deutscher Grafik recht selten sieht- was reizt Dich besonders daran sie einzusetzen?


Daran sind das MAD-Magazin sowie die Warner-Bros.-Animationsfilme schuld. Ich stehe einfach drauf !
Außerdem kann man mit Photoshop eine Menge Meter in dem Stil machen, wenn man raus hat, wie es geht.
Aber auch Kim Possible auf Nickelodeon ist in der selben Machart, und dabei gut gemacht und modern.




Wir leben beide davon,dass wir unseren Auftraggebern eine Vielfalt von Stilen anbieten müssen.
Ist es Deiner Meinung nach für Zeichner wichtig, einen eigenen Stil zu entwickeln?


Das ist einer meiner Knackpunkte: Kontinuität auf einem gewissen Level zahlt sich aus...
Allerdings habe ich immer von meiner Flexibilität profitiert und eigentlich alles erfolgreich bewältigt, was ich angepackt habe, auch wenn es absolutes Neuland für mich war.
Da ich davon lebe, einigermaßen zeichnen und das mit dem PC umsetzen zu können, ist der eigene Stil für mich nicht zwingend notwendig.




Wie bekommst Du es hin, in sehr arbeitsintensiven Perioden, Privatleben und Job zu koordinieren?


Wie kommst du darauf, dass ich das koordinieren kann ?
Sagen wir mal: Ich habe mich dran gewöhnt, zeitweise zu viel zu arbeiten, nur die Flaute macht mich manchmal nervös !
Und wenn ich mich am Wochenende entspannen kann oder mit Freunden feiern gehe, ist alles kein Problem.




Was für ein Projekt würdest Du verwirklichen wollen, wenn es das Budget zulässt?


Ein Buch, in dem ich meine Wortspiele illustriere und das garantiert kein Schwein kauft.
Also das Helge-Schneider-Prinzip: Ich kann es mir leisten, das zu machen was ich will !!!
Oder irgendwas in der Musikbranche wie der großartige Jamie Hewlett mit den Gorillaz.




Dein erstes komplett eigenes Buch ist vor einigen Wochen rausgekommen. Gibt es Punkte bei der Produktion, die Du beim nächsten Mal anders machen würdest?


Alles.
Es waren viel zu viele Köche am Brei und letztendlich habe ich alles doppelt und dreifach gemacht, was mir
dann auch den Spaß an der Sache genommen und das Ergebnis zu sehr verändert hat im Gegensatz zu dem, was ich so im Kopf hatte.
Bei der eigentlichen Produktion hatte ich wenig zu sagen, ich war wirklich nur für die Illustration zuständig und das muss ich dann wohl unter Lernprozess abhaken !
http://webzine.eon-ruhrgas.com/cps/rde/xchg/SID-3F57EEE6-BD3F4A90/er-webzine/hs.xsl/3788.htm


Um mit einem Job wie dem Deinen die Brötchen zu verdienen: Was würdest Du jungen Talenten empfehlen, um einen Fuß in die Tür zu bekommen?


Die Besetzungscouch in einer angesehenen Werbeagentur. Alles andere ist von kurzer Dauer !
Wenn das nicht klappt, dann sollte man soviel Wissen über aktuelle Projekte und Zeitströmungen erlangen und die Programme lernen, mit denen man sie herstellt.
In unserer Sparte kann man selten davon ausgehen dass man eine Sache länger als eine paar Jahre macht.
Aber wenn man an einem Teilbereich Gefallen findet, ist es sicher gut, sich darauf zu spezialisieren.
Denn man ist immer am Besten, wenn man es mit ein wenig Herzblut macht !

Danke für das Interview!
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Mittwoch, den 08 Oktober 2008




Anette Biedinger habe ich kennengelernt als ich noch Artdirector bei Phenomedia war.
Ein Lizenzhändler hatte sich um die Merchandise-Lizenz der Figur SVEN BOMWOLLEN bemüht und hatte Anette engagiert, die Figuren zu modellieren.
Von allen versuchen, den Charme der Figur einzufangen war Anette die erste, die mich nicht nur beeindruckt sondern gleich komplett umgehauen hat.
Leider ist aus dem Sven-Merchandise nichts geworden- aber aus diesem Kontakt ist eine Freundschaft entstanden die nun schon über mehrere Jahre wächst.

Sie hat als hervorragend ausgebildete Bildhauerin für Themenparks, Theaterproduktionen (auch als Maskenbildnerin!) und Museen gearbeitet und bietet auch Ihre eigenen Skulpturen an.

Ich bin immer beeindruckt, wenn ich neue Arbeiten von Ihr als Fotos per Mail zu sehen bekomme. Und fühle mich sehr privilegiert- denn ich halte sie für ein Ausnahmetalent.
Nicht nur, dass sie eine der wenigen Bildhauer ist, die sich auch einen fremden Stil aneignen können- nein, ihre Arbeiten haben eine Sinnlichkeit, bei der ich nicht sicher bin, ob ich sie in den Werken eines Mannes wieder finden würde.
Eine eigene Internetseite ist in Arbeit und sobald sie online ist, poste ich hier die URL.

Das Interview mit Anette ist das dritte seiner Art, und wird, wie schon die vorhergehenden mit dem unvergleichlichen Ingo Mesche und dem begnadeten Jan Braun 2-3 Tage stehen bleiben, damit Ihr Gelegenheit habt Freunde und Bekannte, die sich für den Bereich interessieren darauf aufmerksam zu machen. Danach findet es sich weiterhin im Archivbereich.




Darf ich Dich kurz um Deinen Beruflichen Werdegang und einige persönliche Eckdaten bitten?

Nun ich bin ein Kind des Ostens und mein beruflicher Werdegang ist aus dem Ostsystem geboren. ( Im Westen wäre ich sicher ganz wo anders gelandet?)

Nach dem Abitur habe ich erst als Volontär am Schauspielhaus Chemnitz gearbeitet.
Der Literatur und dem Theater gehört immer schon meine Liebe und so wollte ich zunächst Dramaturgie studieren.
Leider bin ich an dieser Stelle mit dem Ostsystem politisch in Konflikte gekommen, so dass sich das Studium erledigt hatte.
So habe ich versucht, mich über die Bildende Kunst ( und einem Studium an der HfBK Dresden ) aus der Affäre zu ziehen. Eine ziemlich naive Idee, die übrigens auch nicht aufgegangen ist.

Nach der Wende hatte ich als Mutter von 3 Kindern andere Sorgen als meine künstlerische Entwicklung und habe in verschiedenen Engagements am Theater in meinem studierten Beruf als Maskenbildnerin gearbeitet.

Später ergab sich eine Festanstellung als Bildhauerin in einer Firma, die Freizeitparks mit beweglichen Figuren und Dekorationen ausstattet- eine ziemlich coole Zeit !!!

Mittlerweile sind meine Kinder schon recht groß und ich arbeite nun seit 5 Jahren selbständig als Maskenbildnerin und Plastikerin.( mit Liebe zur Literatur )



Darf ich fragen womit Du in der Regel arbeitest? Mit welchen Materialien und Werkzeugen?


Ich arbeite mit Allem was mich reizt und was ich körperlich bewältigen kann, vorausgesetzt es ist ungiftig. Dabei gibt das zu gestaltende Objekt( Einsatz und Bedarf ) meist das Material vor.
Größere Figuren schnitze ich oft aus Styropor und beschichte sie dann mit Kunststoff.
Zum Modellieren verwende ich sehr gerne Ton oder Wachs oder Ähnliches. Diese Sachen werden dann auch mal abgeformt und vervielfältigt. Ich bin aber grundsätzlich immer auf der Suche nach neuen Materialien.



Wie bekommt man Beruf und Kindererziehung zusammen?
Ich versuche mir immer wieder vorzustellen, wie ich es es eines Tages handhaben werde, kratze mir aber nach zwei Minuten schon am Kopf?



Kratz Dich ruhig weiter !!!
Eigentlich geht es nicht. Irgendwie hat man immer das Gefühl, eine Sache kommt zu kurz. Man muss schon ein Wunder an Organisation und Nerven sein, ( also, nicht so wie ich ) um Beides gut hin zu bekommen.
Aber immerhin sorgen meine Kinder dafür, dass ich mit dem nötigen Abstand und etwas Selbstironie meinen Job mache und der Job sorgt dafür dass ich nicht zur Übermutter mutiere und meinen Kindern damit auf die Nerven gehe. Außerdem sind sie meine größten Fans und meine schärfsten Kritiker und ich stelle mich zu gerne ihrem Urteil !

Wie die meisten kommerziell arbeitenden Künstler wirst Du auch das Problem kennen, dass entweder nichts reinkommt- oder zig Jobs auf einmal. Wie gehst Du mit dem Stress um?

Ich glaube, richtig gut kann ich nur unter Stress arbeiten. Was mir gar nicht bekommt, sind Zeiten ohne Termindruck. Da gehe ich mir fürchterlich auf die Nerven.
Aber eigentlich habe ich immer irgendetwas zu tun und viel zu wenig Zeit, alle Ideen umzusetzen, nur findet sich das leider nicht immer unbedingt in barer Münze wieder.



Du hast auch schon als angestellte Bildhauerin gearbietet- was würdest Du empfehlen: lieber freiberuflich oder lieber angestellt?

Ich würde sagen, das kommt auf die Lebenssituation an. Wenn man Verantwortung für andere Menschen hat und für deren Lebensunterhalt sorgen muss, besteht wohl eher der Bedarf nach einer Festanstellung. Da muss man auch als Künstler zurückstecken.
Ich habe das große Glück, dass wir mittlerweile nicht mehr von meinem Einkommen leben müssen. Ich betrachte es als großes Privileg, in einem künstlerischen Beruf freiberuflich arbeiten zu können. Aber ohne Partner könnte ich mir das ( noch ? ) nicht leisten.



Um sich für den Beruf zu bewerben- wie sollte ein Portfolio mit Arbeitsproben aussehen?

Nun, ein Bewerber sollte auf jeden Fall seine Hausaufgaben gemacht haben ! D.h. ich würde immer schauen, wie arbeitet jemand an seiner Qualifikation, wie interessiert er sich für Materialien.
Als Plastiker sollte man ein Mindestmaß an zeichnerischen Fähigkeiten sowie Anatomiekenntnisse haben.
Außerdem benötigt man technisches und statisches Verständnis.
Das Alles kann man in jeder beliebigen Art vorzeigen, ob als Foto, als Zeichnung oder richtiges Objekt. Weniger geeignet scheint mir das ausschließliche Beherrschen von 3-D Programmen. Das ist sicher eine super Vervollkommnung des Berufes, macht aber noch lange keinen guten Plastiker mit wirklichem plastischen Verständnis .

Ich finde, Deine Skulpturen haben immer eine sehr sinnliche Note- die mir oft auch auf eine wunderbar anrührende art sehr sexy erscheint- wodurch kommt diese Note zustande?

Ich denke, dadurch, dass ich eine Frau bin. Meiner Meinung nach haben Werke von weiblichen Plastikern eine andere Ausstrahlung als die von männlichen. Außerdem liegt ein großes Maß an Sinnlichkeit in dem Beruf des Plastikers an sich. Den kleinen Unterschied zwischen Sinnlichkeit und Sexy Ausstrahlung macht dann, denke ich, ein wenig Humor, der bei mir vielleicht dazu kommt. Ich nehme mich nicht ganz so ernst mit meiner Arbeit, sondern suche immer auch den Spaß für mich in meiner einsamen Werkstatt. Auf diese Weise kann ich über die Figuren mit dem Betrachter ein bisschen flirten.



www.Freilichtspiele-Hall.de, Stück:"Ödipus"

Deine Theaterarbeiten haben mich sehr beeindruckt- ziehst Du die Inspiration dazu nur aus dem Stoff?

Ich ziehe meine Inspirationen nie aus nur einer Sache ! Ich liebe es, wenn sich verschiedene Bereiche miteinander verknüpfen.
Die Literatur spielt aber für mich eine wichtige Rolle. Ich gehöre zu der glücklichen Generation, die noch lesen musste, um Bilder im Kopf zu erzeugen. Das hat sich so aus meiner Kindheit erhalten und so läuft Alles in meinem Kopf immer in kleinen Filmen und Episoden ab. Selbst einzelne Worte formieren sich bei mir zu etwas Bildhaften.
Am Theater liebe ich die Dramatik, nicht nur der Texte, sondern auch im Ablauf einer
Inszenierung oder der Vorstellung am Abend. Das sind für sich schon wieder Geschichten, unter extremer Emotionalität, die es zu beobachten lohnt. ( Ich bin bekennender Voyeur !)



Danke für das Interview!

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Freitag, den 03 Oktober 2008





Jan B., den ich zuerst unter seinem Pseudonym KERMIT kennen gelernt habe, ist ein weiterer Allround-Artist, der seinen Lebensunterhalt mit dem bearbeiten von Videos, erstellen von 3D Grafiken und Webseiten und ca. 500 anderen Aufgabenbereichen verdient.
Ein Blick auf die Seite von CAUTION http://www.caution.de/
vermittelt einen Eindruck über die Projekte, an denen er mitarbeitet.
Dazu kommt, dass er auch noch ein schrecklich netter Mensch ist!

Wenn Ihr nun frustriert darüber seid, wie man so viele Dinge so gut kann und auch noch seinen Lebensunterhalt damit verdient, steht Ihr nicht alleine da (und vermutlich gleich hinter mir in der Schlange der Leute, die auch etwas davon abhaben wollen?).

Nachdem ich so oft um Informationen über einen möglichen Einstieg in den Grafikbereich angefragt wurde, dachte ich mir, ich frage einfach mal alle Grafiker, Bildhauer, Filmemacher und Künstler, die ich kenne und veröffentliche diese Interviews regelmäßig hier auf der Seite.

Das Interview mit Jan ist das zweite seiner Art, und wird, wie schon das vorhergehende mit dem unvergleichlichen Ingo Mesche gut 3 Tage stehen bleiben, damit Ihr Gelegenheit habt Freunde und Bekannte, die sich für den Bereich interessieren darauf aufmerkasam zu machen. Danach findet es sich weiterhin im Archivbereich.

Und nun Vorhang auf für Jan Braun:


Darf ich Dich kurz um Deinen beruflichen Werdegang und einige persönliche Eckdaten bitten?

Ich bin Jahrgang 84 und hab bis zur 13. Klasse das Gymnasium besucht. Schon da hab ich an vielen Film- und Videoprojekten, sowie an einigen Webseiten mitgearbeitet. Vor dem Abi hab ich mich dann aber gedrückt, da ich absolut kein Schultyp bin. Ich lerne eher durch praktische Arbeit.

Das ist auch der Grund warum ich mich dann direkt nach der Schule für eine Ausbildung als Mediengestalter Bild und Ton entschiedenen habe. Diese 3 Jährige Ausbildung hab ich bei der Filmproduktion caution! hier in Aachen gemacht, wo ich dann auch geblieben bin und nun schon seit 2 Jahren als Angestellter arbeite.

Neben der Arbeit fahre ich gerne Rad und schaue Filme aus meiner DVD Sammlung. Außerdem bin ich gerade dabei ein CMS für Webseiten zu schreiben (Frogsystem XL), das eine Neuauflage eines CMS ist, dass ich vor ein par Jahren geschrieben habe.
Das neue CMS ist schon im Testeinsatz auf der Seite worldofrisen.de, die zum Forenverbund der World of Players gehört, den ich mit gegründet habe und in dem ich mich immer noch gerne rumtreibe und auch technische mit betreue.

1) Die obligatorische Frage zuerst: Womit arbeitest Du? Welche Hard und Software?

Die meiste Zeit sitze ich an meinem Rechner, einem Mac G5, und programmiere Webseiten, oder bearbeite Videos oder Grafiken.

Ich programmiere am liebsten in einem kleinen Freeware Programm namens TextWrangler.
Video- und Grafikbearbeitung findet mit After Effects und Photoshop statt. Außerdem benutze ich auch noch Cinema 4D, wenn es mal in die dritte Dimension gehen soll, oder Flash wenn ein wenig Dynamik in Webseiten erforderlich ist.
All diese Programm finden sich ebenfalls auf meinem Laptop wieder, den ich eigentlich immer dabei hab. So kann ich auch mal zu Hause weiter programmieren oder ein par neue Sachen ausprobieren. Man will ja schließlich immer was neues lernen.
Der zweite Teil meiner Arbeit findet dann Unterwegs oder im Studio statt.
http://www.caution.de/
Wir produzieren das meiste Material, das wir verwenden, selber und so bin ich dann manchmal an der Kamera, oder beim Aushelfen auf Drehs anzutreffen. Da wir auch viel Werbung machen hat man dann mit Autos, Aquarien, Parfumflaschen und so weiter zu tun.
Und ob man glaub oder nicht, im Moment baue ich sogar mit Plastikbausteinen lustige Figuren :D. Ich hab also immer genug Abwechslung.


2) Was würdest Du jemanden empfehlen in sein Portfolio zu packen wenn er sich für einen Job wie Deinen bewerben möchte?

Am besten all die Dinge, die man schon gemacht hat. Je einfallsreicher und vielfältiger, desto besser. Dabei sollte die Aufmachung aber auch beachtet werden. Einen Haufen Blätter auf denen ellenlange Texte, Referenzen und Schulzeugnisse stehen, ließt hier bei uns im Büro eigentlich keiner. Aber eine gut gemachte CD oder DVD, auf der man die Sachen wirklich sieht, kommt immer sehr gut an.



http://stuff.frogspawn.de/videos/nissan.htm

3) Die meisten Grafiker, die ich kenne, sind mit dem einen oder anderen Kunden schon einmal auf den Bauch gefallen.
Meiner Erfahrung nach liegt es oft daran, dass der Kunde seine Vorstellungen nicht klar formulieren kann- was dann zu vielen Revisionen führt.
Was meinst Du- welche Möglichkeiten haben Kunden, Ihre Vorstellungen besser zu vermitteln?


Das kann ich schwer sagen. Bei uns ist es nämlich oft so, dass wir dem Kunden selber Vorschläge machen, wie sein Projekt gut ankommt. Wir machen hier auch eine Menge Agenturarbeit, die normalerweise nicht in den Bereich einer Filmproduktion fällt. So kommen die meisten Kunden zu uns und haben nur eine ganz grobe Vorstellung davon, was sie eigentlich haben wollen und wir arbeiten dann das Konzept aus und setzen es dann auch gleich um. Das kommt bei unseren Kunden auch immer gut an.
Aber ich denke generell ist es immer gut, wenn man etwas neues plant, sich vorher umzusehen, ob es etwas Ähnliches schon einmal gab, oder einzelne Elemente irgendwo schon vorhanden sind. So kommen ab und zu Kunden an und haben ein par DVDs dabei, oder Links zu Filmen im Web, die anschaulich zeigen, was sie sich vorstellen.
Das hilft immer ungemein, wenn man so etwas als Orientierung hat.

4) Lieber angestellt- oder lieber freiberuflich arbeiten- worin siehst Du die Vor und Nachteile?

Als Freiberufler konnte ich noch keine Erfahrungen machen. Aber ich denke es kommt das immer ganz auf die Auftragslage an. Ich kenne es nun von unserer Firma, dass die Jobs nie gleichmäßig verteilt übers Jahr rein kommen, sondern meist geknubbelt in ein par Monate gepackt.

Meist ist gegen Ende des Jahres die Hölle los, wenn alle Firmen noch ihr letztes Werbebudget für dieses Jahr ausgeben müssen.

So ist es auch jetzt im Moment wieder. Ich sitze an 5-6 Projekten gleichzeitig, die alle diesen oder nächsten Monat fertig werden wollen. Dafür hat man dann anfangs oder in der Mitte des Jahren mal einen Monat fast nix zu tun. Ich kann mir gut vorstellen, dass man dann als Freiberufler kleine Durststrecken hinter sich bringen muss.


5) Neben der Grafik bis Du auch noch ein bemerkenswert guter Programmierer.
Kommen sich beide Talente da nicht manchmal in die Quere?


Eher im Gegenteil. Manchmal wünschte ich mir ich wäre ein wenig kreativer, was die Grafik anbelangt. Dann hätte ich es leichter, wenn ich mal einen Adminbereich, oder ein paar Grafiken für eine Webseite gestalten muss.
Auch in Flash kann es nie schaden, wenn man beides kann. Dieses Programm verschmilzt beides ja quasi zu einem Werkstück.
Auf der anderen Seite ist es nie verkehrt in Grafikprogrammen ein wenig Programmieren zu können. So hat man es oftmals einfacher langwierige Programmabläufe durch kleine Scripte, die die meisten Programme irgendwo unterstützen, zu beschleunigen. In After Effects ist es z.B. ab und an sehr hilfreich, wenn man sich Expressions schreiben kann, ohne erstmal irgendwelche Büchern zu wälzen.



http://stuff.frogspawn.de/videos/nissan.htm

6) Ich habe manchmal den Eindruck, dass das Privatleben in unserem Job ein wenig zu kurz kommt. Siehst Du eine Chance jemals mehr als 2 Wochen Urlaub im Jahr zu machen?

Richtigen Urlaub hab ich seit dem ich aus der Schule bin nicht mehr gemacht. Aber ich vermisse ihn eigentlich nicht. Ich hab ja den Vorteil durch die Arbeit ein wenig rum zu kommen. Letztes Jahr waren wir z.B. eine Woche lang in Cannes auf einer Segeljacht und haben dort gefilmt. Und auch dieses Jahr ist wieder ein Trip in der Planung, um ein wenig Materials fürs Archiv zu drehen. Für mich sind solche Reisen ein guter Ersatz für Urlaub. Dort kann man was erleben und hat Spaß.

Dazu kommen ja dann auch noch die Zeiten, wenn keine großen Jobs anstehen und man Zeit für die eigenen Projekte hat.


7) Filmgeschäft oder Gamesbranche- was wäre Deiner Meinung nach der sicherere Arbeitsplatz?

Auch hier hab ich erst in einer Branche Erfahrungen sammeln können. Auch wenn ich mir schon immer wünsche mal mit der Gamesbranche zusammen arbeiten zu können. Leider hat sich da noch keine Möglichkeit zu einer Kooperation ergeben.

Von der Filmbranche kann ich sagen, dass es vorteilhaft ist, wenn man sich einen Kreis von Stammkundschaft aufbaut, durch die man immer mal wieder mit Aufträgen versorgt wird. In meinem Bereich sind das ja auch meistens eher kleinere Projekte, die man im Zeitraum von einer Woche bis 6 Monaten abschließen kann. So hat man immer einen Überblick und kann auch gut voraus schauen was kommt.
Aber ich glaub in beiden Bereichen gilt: Je besser du bist, desto sicherer sind dir deine Jobs :)

Vielen Dank für die Zeit, die Du Dir für die Fragen genommen hast! (Und nicht nur dafür: Comixfactory wurde von Kermit programmiert- und dafür schulde ich ihm noch immer mindestens ein Abendessen? )

Kommentare (2)

Mittwoch, den 24 September 2008


Hier ist nun das erste der angekündigten Interviews, die ich mit befreundeten Grafikern, Regisseuren, Illustratoren, Bildhauern und Gamedesignern geführt habe.
Ich werde sie jeweils 2-3 Tage auf der ersten Seite der Comixfactory stehen lassen, damit sie nicht gleich wieder im Archiv verschwinden und Ihr Gelegenheit habt, Bekannte und Freunde darauf aufmerksam zu machen, die vielleicht an ähnlichen Berufen interessiert sind und sich fragen, wie sie an Infos über die jeweiligen Jobs kommen.
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen:




Ingo Mesche ist ein Renaissance-Mensch.

Ich habe ihn kennen gelernt, als er die Grafiken für das Moorhuhn angefertigt hat- kurz bevor das kleine Shooter ?Casual- Game zu einem Massenphänomen wurde.
Dadurch ist Ingos Arbeit berühmt geworden.
Richtig berühmt.
Mit einem ausgeprägten Interesse für Design und einer Leidenschaft für Naturwissenschaften, asiatischer Schwertkampfkunst und Film hat sich Ingo im Laufe seines Berufslebens viele der Disziplinen angeeignet, die seinen Beruf heute ausmachen: Regisseur, Produzent, FX-Grafiker, Editor, 3D/ 2D- Illustrator.



Die original Moorhuhnjagd, bei der Ingo das Design geliefert hatte.
Copyright Phenomedia Publishing GmbH

Wir freundeten uns über die gemeinsame Begeisterung für den amerikanischen Designer Syd Mead an, damals, als Ingo noch in Dortmund lebte (also nur wenige Zugminuten von meinem Studio entfernt) und ich ihn in seinem ?Labor? besuchen konnte- und pflegen unsere Freundschaft mit gelegentlichen Telefonaten und Mails.

Er ist ein besonnener und sehr disziplinierter Mensch- und schafft es regelmäßig, mich mit seinen Arbeiten umzuhauen.
Dass jemand so viele Talente in sich vereinen kann, erscheint mir immer schrecklich ungerecht!
:-)

Bevor wir starten- darf ich Dich um ein paar biografische Eckpunkte bitten?


Geboren wurde ich 1971 in Dortmund ... und bin dann im Jahr 2000 nach Malta ausgewandert.
1982 mit Computergrafik angefangen, verheiratet mit drei Kindern, an nun mehr als 80 Games gearbeitet, habe hier zwei Kinofilme produziert und in ziemlich vielen verschiedenen Bereichen gearbeitet, bei denen es auf Design ankommt.
(nur noch nicht in der Modebranche :-) )

Biografisches und Arbeiten von Ingo Mesche finden sich hier: http://www.mesche.com/

1)
Ingo, wir kennen uns mittlerweile über 10 Jahre, und haben die eine oder andere Firmenpleite miterlebt.

Was hältst du von der Theorie, dass die meisten Kreativpartnerschaften, sei es Firmen, die Games oder Filme produzieren, oder Gruppen, die sich einem gestalterischen Ziel verschrieben haben, selten länger halten als 4-7 Jahre.
Hast du eine Idee, woran das liegen könnte?


Ich glaube es liegt an dem Punkt, dass eine Kreativpartnerschaft oft aus der Idee entsteht, EIN Projekt umzusetzen. Ist das Ziel erreicht, wird darüber nachgedacht, was noch gemacht werden kann. So geht es dann zwei-, dreimal weiter, bis dann entweder keine neuen Ideen hervorgebracht werden, die Partner sich zerstreiten oder die Zukunft in einem anderen Geschäftszweig suchen. Die meisten Künstler sind zwar kreativ, doch imho (übersetzt: meiner bescheidenen Meinung nach) keine guten Geschäftsleute, was den ganzen Punkt der Firmenaufgabe dann noch beschleunigt. Es ist ja richtig, dass sich Kreative aufs ?Kreativsein? konzentrieren. Es wird aber unterschätzt, dass viel mehr dazu gehört, eine Firma langfristig zu führen bzw. die Firma auszubauen, und oft wird darüber nebensächlich bzw. gar nicht nachgedacht. Es kann nur funktionieren, wenn man professionelle Hilfe hat, ob als Partner oder angestellt und in einem Team, das eben nicht nur aus Kreativen besteht. Oft wird der Business & Marketing Plan zu Beginn falsch angegangen und die Firma gar nicht erst wirklich langfristig geplant.

Leider kann ich weltweit wohl nicht mehr als 10-15 bekannte Producer/ Studios nennen, die es nun langfristig gibt, was bei fast 7 Milliarden Menschen doch recht ungewöhnlich ist ...



2)
Eine Frage, die ich oft gestellt bekomme, ist die nach meinen Arbeitsmaterialien.
Darf ich fragen, wie du ausgestattet bist und was du an Programmen benutzt?


Ich habe hier fünf PCs zwei Dualcores,ein Dualcore Laptop und noch zwei alte Dual Xeons.. am allerliebsten mag ich mein Wacom Grafiktablett (Cintiq 21UX), ohne das kann ich mir mein Grafikerleben gar nicht mehr vorstellen?
Alle Computer sind vernetzt und helfen alle fleißig beim Rendern. Ich bin ja ein Maya Mensch der ersten Stunde und das hat nun alle Versionen überdauert. Für organisches 3D nutze ich meistens Zbrush, was gerade in Verbindung mit meinem Grafiktablett sehr gut funktioniert.

Ansonsten ist für 2D Photoshop angesagt, ab und an auch der Corel Painter.

Einer der Rechner ist ein reiner Schnittcomputer, auf dem ich dann mit Edius schneide. Composing etc. dann mit Afterfx.


3)
Wie sieht ein Arbeitstag von dir für gewöhnlich aus?


Habe ich es geschafft zu schlafen, dann stehe ich morgens mit meiner Familie auf, wir frühstücken und nach und nach verlassen alle das Haus, zur Arbeit, zur Schule etc. Schläft unser kleiner Niklas noch (mein Sohn, der zweieinhalb Jahre alt ist), dann verschwinde auch ich runter ins Studio. Ist er wach, dann spielen wir zusammen bis alle gegangen sind und ich mich dann auch wegschleiche ... (Großeltern und eine meiner Töchter passen dann auf ihn auf :-) ...). Ab und an kommt mein Kleiner auch mit ins Studio, aber er weiß leider nur zu gut mich abzulenken ... Arbeiten geht so fast gar nicht ... der weitere Ablauf ist Projekt bezogen ..

Dann setze ich mich an den Computer und es geht weiter mit einem Projekt bis die Familie zurück ist und es Mittagessen gibt. Nach dem Essen und einer kurzen Pause geht´s wieder runter und es wird weiter gearbeitet bis ich mir dann abends wieder Zeit für die Familie nehme. Wenn ich Drehtage habe, geht´s meistens früh los und ich warte häufig bis das Set steht, während ich den Tagesplan nochmal durchgehe. Dann wird alles nötige für den Tag gedreht und ich versuche abends durch das gedrehte Material zu schauen. Für unsere TV-Ads bin ich dann meistens Regie und Fx Supervisor in einer Person.




4)
Bei fast allen Grafikern, die ich kenne, mich eingeschlossen, ändert sich die Auftragslage in Wellen und mir scheint, dass entweder gar nichts kommt- oder alles auf einmal.
Wie kommst du mit solchen Stresssituationen zurecht? Gibt es Rekordarbeitstage von 24 Stunden und mehr?


Ist es nicht wirklich merkwürdig, dass es bei allen Freelancern so aussieht? Als wenn sich die ganze Welt abspricht wie die Aufträge verteilt werden .. es ist auch hier so, dass entweder eine ganze Zeit lang nur kleine Aufträge bzw. gar nichts kommt oder dann doch alles auf einmal und man nicht mehr Zeit für sich selbst und die Familie findet, 24 Stundentage sind dann fast normal.

Meistens ist es bei mir dann noch so, dass alles am besten gestern fertig sein soll und dadurch alles noch stressiger wird :) Aber so ist das Freelancerleben. Ich habe eine Familie mit drei Kindern und da ist es ab und an schon recht hart, diese Auftragswellen zu durchleben. Ohne das feste Einkommen meiner Frau wäre es manchmal nicht möglich, als Freelancer zu arbeiten.

Trotz allem kam bisher nach einem Wellental dann aber auch der Berg und so lebt es sich dann im Auftragssturm doch recht gut.


5)
Über die Entstehung des Moorhuhns gibt es viele Geschichten- und nicht wenige Leute schreiben sich zu, einer der Väter des Moorhuhns gewesen zu sein.
Ich habe, glaube ich, die meisten Stories darüber gelesen oder erzählt bekommen- aber noch nie deine Seite.
Wie hat sich die Schaffung der Figur aus deiner Sicht dargestellt?


Jaja,? das Moorhuhn. Leider kann ich mich gar nicht mehr so richtig darüber freuen, dass ich tatsächlich der Vater des Huhns bin. Ich habe das Huhn schon bereits 1992 erschaffen, damals war es eine "Gegner Figur" in einem nie realisierten Spiel. Ein paar Jahre später trat ein damals noch guter Freund und Kollege von Phenomedia an mich heran und fragte mich, ob ich Lust hätte, die Grafiken für ein Spiel namens Moorhuhn zu erstellen. Ich zeigte ihm dann das Huhn, was ich vor langer Zeit gemacht hatte, und wir waren uns einig, dass es ideal zum Spiel passt ... ich habe die kleine Pixelgrafik dann auf den damals neusten Stand der Zeit gebracht und so war das Moorhuhn geboren.

Leider ist der Erfolg des Huhns dann einigen Leuten über den Kopf gestiegen, es wurde vergessen, wer das Huhn eigentlich gemacht hatte, und mein damals noch guter Freund hat mich links liegen lassen, um aller Welt zu erzählen, dass das Huhn aus seiner Feder stammt. Selbst Phenomedia hat davon nichts geahnt und ihrem Mitarbeiter da blind vertraut.

Ich musste dann nach einiger Zeit die Notbremse ziehen und das wurde ja in der Presse auch veröffentlicht. Ist alles recht traurig, dass es so geendet hat. Da denkt man Leute zu kennen und vertraut ihnen, um im nachhinein so enttäuscht zu werden. Durch all die Umstände freue ich mich nicht mehr so darüber, dass ich der wahre Vater von meinem kleinen Huhn bin. (Hahn !) :-)

6)
Wenn man sich deine Arbeiten ansieht, kann ich erkennen, dass du noch immer mit Leidenschaft dabei bist. Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß?


Es gibt viele Dinge, die mir Spaß daran machen. Was mir am meisten gefällt ist, dass man aus einem Nichts etwas erschafft. Ich fange mit einer Idee an, die mir oder anderen nur im Kopf vorschwebt, und setze das dann um. Wenn ich dann das fast fertige Projekt sehe, sehe ich es dann mit den Augen eines Dritten und versuche, die Arbeit zu verbessern und verbessern, bis dann keine Zeit mehr dafür bleibt.

So entstehen dann die meisten meiner Grafiken .. sie wachsen im Projekt und genau dieser Vorgang ist es, der mich immer noch dran sehr fasziniert.

Ein weiterer Punkt ist, dass er so vielseitig ist. In welchem Beruf arbeitet man an realen Tempelausgrabungen. Über die Visualisierung von Biogas Anlagen, von Architektur bis hin zu kleinen Monstern und Fantasy- Landschaften, dann wieder zurück und designt neue Technologien . Ich denke in nur sehr wenigen anderen Berufen hat man die Möglichkeit, so kreativ zu arbeiten und neues dazuzulernen.

Ich habe mich in meinem Künstlerleben glücklicherweise nie auf ein Gebiet festlegen müssen. Die Herausforderung sich immer neuen Aufgaben zu stellen, macht mir noch immer richtig Spaß ...

Nun ist ein weiterer Schritt geplant und die Idee dazu hatte ich vor ca. 15 Jahren. Das nun umzusetzen, wird neben der Spieleentwicklung wohl meine nächsten Jahre in Anspruch nehmen....

Vielen Dank, lieber Ingo, für die Antworten- und die Zeit, die du dir dafür genommen hast!






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